Schweizer Finanzinstitute haben rund 19 Milliarden Franken in Irland ausstehend. Das ist zehnmal mehr als beim Schuldensündner Griechenland. Für Aufregung sorgt das aber nicht.
Weltweit haben Banken gegenüber Irland Ausstände von 731 Milliarden Dollar. 2,4 Prozent oder 17,6 Milliarden Dollar entfallen auf Schweizer Banken, wie eine Statistik der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigt.
Welche Banken wie viele Ausstände haben, will die BIZ auf Anfrage nicht bekanntgeben. «Es gibt aber nur zwei Grossbanken in der Schweiz», so ein BIZ-Mitarbeiter auf Anfrage von cash. Credit Suisse und UBS reagierten bisher auf die europäische Schuldenkrise aber immer sehr relaxt.
«Wir glauben, dass unsere Engagements in Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien gegenüber unserer finanziellen Situation keine grosse Gefahr darstellen», schreibt die Credit Suisse in ihrem Geschäftsbericht zum dritten Quartal. Und die UBS hatte anlässlich der Zweitquartalszahlen bekannt gegeben, dass das Exposure in europäischen Krisenstaaten wie Irland «immateriell» sei.
Im schlimmsten Fall nur Teilabschreiber
Trotzdem: Mit rund 18 Milliarden Dollar sind die Ausstände in Irland fast zehnmal so hoch wie in Griechenland. Schweizer Ausleihungen im Mittelmeerstaat belaufen sich laut Bundesrat auf bescheidenen 1,9 Milliarden Franken.
Analytiker reagieren auf die Irland-Zahl trotzdem gelassen. «Die Ausstände bei Banken sind insgesamt zu vernachlässigen», stellt etwa Andreas Venditti, Bankenanalytiker bei der Zürcher Kantonalbank, fest. Insbesondere auch deshalb, weil im Falle eines Zahlungsausfalls wohl nur ein Teilbetrag der Ausstände (sogenannter «Haircut») abgeschrieben werden müsste.
Unter den Versicherern ist das Exposure bei Zurich Financial Services (ZFS) mit 1,1 Milliarden Dollar am höchsten. Das sind 0,5 Prozent des Gesamtportfolios. Swiss Re dagegen hat nur 178 Millionen Dollar in irischen Anleihen investiert, 0,1 Prozent des Gesamtportfolios.
Swiss Life gibt nur das Gesamt-Exposure gegenüber den sogenannten PIIGS-Staaten (Portugal, Italien, Irland, Griechenland und Spanien) bekannt, das Mitte Jahr 1,4 Milliarden Franken betrug. Gemäss gut informierten Kreisen dürften die Ausstände in Irland zwischen 300 und 400 Millionen Franken betragen.
Bei Helvetia belaufen sich die Ausstände in Irland auf 49 Millionen Franken oder 1 Prozent des Staatsobligationen-Portfolios. Bâloise publiziert keine Irland-Zahlen; das PIIGS-Exposure beträgt dagegen 4 Prozent des gesamten Obligationen-Portfolios.
Der Markt fordert trotzdem hohe Risikoprämien
An der Schweizer Börse SIX sind derzeit 12 Franken-Anleihen von irischen Emittenten mit einem Gesamtvolumen von 2,4 Milliarden Franken primärkotiert. Darunter eine Anleihe der Bank of Ireland, die im Februar 2013 fällig wird. Sie handelt am Montag bei 87,75 Prozent.
Die Verfallrendite von 8,9 Prozent zeigt damit, dass der Markt ein Teilausfall der Anleihe nicht für unwahrscheinlich hält. Für irische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit erhalten Investoren am Montag 8 Prozent Zins.
Zum Vergleich: Schweizer Staatsobligationen rentieren derzeit 1,5 Prozent. Die Risikoprämie für irische Papiere beträgt also 6,5 Prozent. Die Finma bleibt denn auch dran. «Wir sind im ständigen Kontakt mit den Banken und Versicherungen», so der Finma-Sprecher.
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