Montag, 12. April 2010

Essener Bischof: Kirche in der Krise

Essener Bischof: Kirche in der Krise

Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat Vorwürfe zurückgewiesen, der Papst schweige zum Thema sexueller Missbrauch durch Geistliche. In der ARD-Talkshow „Anne Will“ meinte Overbeck am Sonntag Abend, an der Haltung Benedikts zum Thema Missbrauch könne es keinen Zweifel geben.
„Der Papst selber hat von Anfang an immer deutlich gemacht, dass es ihm darum geht zu sagen: Missbrauch ist ein Verbrechen, ist Todsünde, und wir müssen alles tun, um es aufzuklären. Wenn Sie allein lesen, was er während seines Pontifikats zu diesem Thema gesagt hat, ist seine Botschaft sehr eindeutig – bis hin zu seinen Gesprächen mit Missbrauchsopfern in Australien und in den USA.“

Overbeck unterstrich in der teilweise hitzigen Debatte, Benedikt XVI. übe „ein universales Amt für die ganze Kirche“ aus. „Das müssen auch wir Deutschen lernen“, so der Bischof. Es stimme allerdings, dass seine klare Botschaft gegen Missbrauch in Deutschland derzeit nicht gehört werde.

„Ich glaube, sie verfängt deswegen nicht, weil wir in eine Krise in der deutschen Kirche geraten sind, die sehr damit zu tun hat, dass Priester das Vertrauen der Menschen gebrochen haben: dadurch, dass sie sich durch sexuelle Taten an ihnen vergangen haben und damit ihre Macht mißbraucht haben, die dafür da ist, dass Menschen Vertrauen gewinnen. Wenn das nicht geschieht, haben wir als Priester und Bischöfe ein großes Problem – und dieses Problem haben wir zur Zeit.“

Auf die Frage, warum die Krise vor allem dem Papst angelastet wird, meinte Overbeck:

„Die wird dem Papst nicht alleine angelastet; er ist derjenige, der als Oberhaupt unserer Kirche der oberste Sprecher ist. Sie ist gleichzeitig eine Krise, die auch uns Bischöfen angelastet wird, und sie ist in vielfacher Weise eine Krise des Vertrauens in die vielen Priester, die gut ihren Dienst tun.“
Deutlich distanzierte sich der Essener Oberhirte von der Solidaritätsbekundung von Kardinal Angelo Sodano an die Adresse des Papstes. Der Dekan des Kardinalskollegiums hatte am Ostersonntag das – so wörtlich – derzeitige „Geschwätz“ zurückgewiesen. Overbeck dazu:
„Dafür ist die Sache viel zu ernst – dafür ist jedes Opfer ein Opfer zuviel... Ich habe für mich – weil mich auch Journalisten gefragt haben – deutlich gesagt, dass ich das für mich und unser Bistum in keinster Weise unterstütze. Wenn ich das italienische Wort für das, was mit „Geschwätz“ übersetzt wird, nehme, dann ist das auch ein „Vielreden“. Wenn das gemeint ist, dann ist es durchaus nicht ganz unwahr.“

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